Verboten, teilweise erlaubt, wieder verboten, doch erlaubt, unter Umständen erlaubt...

Die Geschichte der Wachtturm-Gesellschaft über die Verwendung von Blutbestandteilen wie Albumin ist so verworren, wie alles was sie schon zu diesem Thema von sich gegeben hat. Eine Zusammenstellung, die sehr an der "Wahrheit" aus Brooklyn zweifeln läßt.

Die Zitate erscheinen in chronologischer Reihenfolge.

Albumin ist verkehrt - seine Verwendung ist durch die Bibel verboten.

Aber obschon sich dieser Arzt für die Verwendung gewisser Blutbestandteile einsetzt, besonders von Albumin, fallen auch diese unter das biblische Verbot. Diese Blutbestandteile werden aber nicht nur von Ärzten verwandt, sondern auch von Nahrungsmittelfabrikanten. Es ist daher zu empfehlen, die Etiketten auf solchen Produkten zu lesen, um festzustellen, ob diese Nahrungsmittel Blutbestandteile enthalten. Wenn man im Zweifel ist, tut man besser, sie nicht zu kaufen.

Awake!, 8. September 1956, Seite 20; deutsch: Erwachet!, 22. November 1956, Seite 20

Wenn das Albumin vom Blut stammt - Hände weg davon!

Wenn du Grund zu der Annahme hast, daß ein bestimmtes Produkt Blut oder Blutbestandteile enthält, kannst du denjenigen, der dir das Produkt verkauft, fragen, ob das der Fall sei. Wenn er es nicht weiß, kannst du an die Firma schreiben, die es herstellt. Manchmal steht auf dem Etikett, daß das Produkt Blutbestandteile enthalte, aber nicht immer. Auf dem Etikett eines gewissen Erzeugnisses mag z.B. stehen, es enthalte Albumin. Bedeutet das, daß es Blutbestandteile enthält? Lies in einem guten Nachschlagewerk, vielleicht in einem Lexikon, das dir die Bibliothek deines Wohnortes zur Verfügung stellt, oder in einem guten Wörterbuch nach, was Albumine sind. Du wirst dann erfahren, daß Albumine nicht nur im Blutserum vorkommen, sondern auch in der Milch und in Eiern. Man kann die Herkunft der Albumine, die bei der Herstellung des fraglichen Erzeugnisses verwendet wurden, nur ermitteln, indem man seine Hersteller fragt. Lesen wir jedoch auf dem Etikett einer Tablettenschachtel, daß die Tabletten Hämoglobin enthalten, bedeutet das, wie eine ähnliche Nachforschung ergeben wird, daß zu ihrer Herstellung Blutbestandteile verwendet wurden. Der Christ weiß daher, ohne fragen zu müssen, daß er solche Dinge meiden sollte. Das sind offensichtlich Dinge, die jeder am besten da, wo er wohnt, ermitteln kann.

Watchtower, 1. November 1961, Seite 669
deutsch: Wachtturm, 15. Januar 1962, Seite 62

Albumin kommt im Blutplasma vor.

Das Blutplasma enthält ferner Albumine. Diese Eiweißkörper verhindern eine übernormale Filtration von Flüssigkeit aus der Blutbahn in die Gewebe. Sie sorgen also dafür, daß das Plasma flüssig bleibt und durch die Blutgefäße strömt. Treten Ödeme oder Flüssigkeitsansammlungen im Körper auf, mag eine Blutuntersuchung ergeben, daß der Eiweißgehalt [im Englischen steht hier das Wort "Albumin"] des Blutes gesunken ist, was, wie erwähnt, zur Folge hat, daß Flüssigkeit aus den Kapillargefäßen austritt und sich im Gewebe ansammelt.

Awake!, 22. März 1976, Seiten 11, 12
deutsch: Erwachet!, 8. Juli 1976, Seite 8

NEUES LICHT ÜBER ALBUMIN! Albumin ist jetzt erlaubt, wenn man beim Lesen genau hinsieht.

Diese Verse sind zwar nicht medizinisch formuliert, aber nach der Auffassung der Zeugen schließen sie eine Transfusion von Vollblut und die Verabreichung von Konzentraten aus roten Blutkörperchen und Plasma sowie weißen Blutkörperchen und Blutplättchen aus. Doch das religiöse Verständnis der Zeugen schließt nicht völlig den Gebrauch von Blutbestandteilen wie Albumin, Immunglobulinen und Faktoren zur Blutgerinnung aus; jeder Zeuge muß für sich entscheiden, ob er sie akzeptieren kann.

Awake!, 22. Juni 1982, Seite 25
deutsch: Erwachet!, 22. September 1982, Seite 25

Beachte, wie die Wachtturm-Gesellschaft diese größere Änderung in ihrer Vorgehensweise ankündigt. Der durchschnittliche Zeuge Jehovas hatte sicher nicht die Vorstellung, daß Gott plötzlich sein Denken in bezug auf Albumin geändert und auf geheimnisvolle Weise der leitenden Körperschaft in Brooklyn übermittelt hätte, und daß die Verwendung von Albumin keine schwere Sünde mehr sei, die Nachforschungen durch ein Rechtskomitee nötig machte - wobei möglicherweise Strafen verhängt würden (Gemeinschaftsentzug/Exkommunikation). Erst fast acht Jahre später würden Zeugen diese dramatische Änderung in der WTG-Politik anzuzweifeln beginnen.

Aber warum ist Albumin O.K.?

Lassen sich Zeugen Jehovas Plasmafraktionen wie Immunglobulin oder Albumin injizieren?

Einige lassen sich solche Injektionen geben, weil sie sich sagen, daß die Heilige Schrift nicht eindeutig die Injektion einer kleinen Plasmafraktion, d. h. eines geringen Bestandteils, der aus dem Blut isoliert wird, ausschließt ... Angesichts des Gebots, 'sich des Blutes zu enthalten', vertreten einige Christen den Standpunkt, daß sie sich keine Injektion von Immunglobulin (Protein) geben lassen sollten, wenngleich es sich dabei nur um eine Plasmafraktion handelt. Ihr Standpunkt ist klar und einfach: keinen Blutbestandteil in welcher Form oder Menge auch immer. ... Andere haben sich gesagt, die Injektion eines Serums (Antitoxins), wie zum Beispiel des Immunglobulins (nur eine winzige, aus Spenderblut gewonnene Plasmafraktion), das die Abwehrkraft des Körpers stärken soll, sei nicht dasselbe wie eine der Erhaltung des Lebens dienende Bluttransfusion. Es könnte daher sein, daß ihr Gewissen es ihnen nicht verbietet, sich Immunglobulin oder eine ähnliche Fraktion injizieren zu lassen. ... Daß einige Plasmafraktionen auf natürliche Weise in das Kreislaufsystem einer anderen Person (des Fetus) transportiert werden, mag zu einer weiteren Überlegung Anlaß geben, wenn ein Christ zu entscheiden hat, ob er sich Immunglobulin, Albumin oder eine ähnliche Plasmafraktion injizieren lassen soll oder nicht. Der eine sagt sich vielleicht, daß er es guten Gewissens tun kann, der andere mag zu einem gegenteiligen Schluß kommen. Jeder muß vor Gott die Angelegenheit selbst entscheiden.

Wachtturm, 1. Juni 1990, Seite 30

Die Wachtturm-Gesellschaft ist sich eindeutig der Tatsache bewußt, daß die Grundlage für ihre Vorgehensweise, Blut in Haupt- und Nebenbestandteile einzuteilen, überhaupt nicht sinnvoll ist. Alle Hauptblutbestandteile passieren, wie wir gezeigt haben, auch die Plazentaschranke.

Könnten sich Christen Plasmafraktionen wie Immunglobulin oder Albumin injizieren lassen?

Entsprechend dem Gesetz Gottes lehnen Christen eine Übertragung der Hauptbestandteile des Blutes ab, d.h. Plasma, rote und weiße Blutkörperchen sowie Blutplättchen. Einige Zeugen Jehovas haben es jedoch mit ihrem Gewissen vereinbaren können, sich eine winzige Plasmafraktion injizieren zu lassen. Interessanterweise gelangen einige dieser Proteine aus dem Blutkreislauf einer Schwangeren in den getrennten Blutkreislauf des Fetus.

Wachtturm, 15. August 1990, Seite 29

Hier sehen wir die Wachtturm-Politik zu Haupt- und Nebenbestandteile in voller Größe. Beachte, wie das Albumin als eine "winzige Plasmafraktion" bezeichnet wird. Was hier nicht ersichtlich wird: Albumin stellt einen weitaus größeren Prozentsatz am Blutvolumen dar als die verbotenen Bestandteile - weiße Blutkörperchen und Blutplättchen.

Das japanische Gesundheits- und Wohlfahrtsministerium hat versucht, gegen den Handel vorzugehen, und dabei argumentiert, es sei unvernünftig, mit Blut Geschäfte zu machen. Nach Angaben des Ministeriums verdienen medizinische Institutionen in Japan allein an einem Plasmabestandteil, dem Albumin, im Jahr umgerechnet etwa 350 Millionen Mark.

address>Erwachet!, 22. Oktober 1990, Seite 5

Wenn man sich die ganzen Artikel über Blut in der Erwachet!-Ausgabe vom 22.Oktober 1990 ansieht, scheint die Wachtturm-Gesellschaft es für nötig erachtet zu haben, den Zeugen die Zusicherung zu geben, daß sie trotz der Tatsache, daß es nun O.K. war, die von ihr erlaubten verschiedenen Blutprodukte anzunehmen, immer noch gegen die Verwendung von Blut war. Anscheinend muß die Wachtturm-Dienstabteilung sehr damit beschäftigt gewesen sein, Anfragen zur Vorgehensweise bei Albumin zu beantworten.

Es kommen weitere Anfragen herein!

Wäre es angebracht, sich einen Impfstoff oder ein anderes Medikament injizieren zu lassen, das aus menschlichem Blut gewonnenes Albumin enthält?

Das muß jeder Christ, offen gesagt, selbst entscheiden.

Gottes Diener möchten berechtigterweise der Anweisung gehorchen, sich des Blutes zu enthalten, die in Apostelgeschichte 15:28, 29 zu finden ist. Dementsprechend werden Christen kein unausgeblutetes Fleisch und keine Produkte wie Blutwurst essen. Gottes Gesetz findet allerdings auch auf medizinischem Gebiet Anwendung. Jehovas Zeugen tragen ein Dokument bei sich, in dem sie erklären, daß sie "Bluttransfusionen (von Vollblut, roten Blutkörperchen, weißen Blutkörperchen, Blutplättchen oder Blutplasma)" ablehnen. Wie verhält es sich jedoch mit Seruminjektionen, die geringe Mengen eines Blutproteins enthalten?

Jehovas Zeugen sind sich schon seit geraumer Zeit bewußt, daß dies eine Sache der persönlichen Entscheidung des einzelnen in Übereinstimmung mit seinem biblisch geschulten Gewissen ist. Das wurde in den "Fragen von Lesern" im Wachtturm vom 1. Juni 1990 gezeigt, wo es um Seruminjektionen ging, die ein Arzt jemandem empfehlen mag, der sich mit bestimmten Krankheiten angesteckt haben könnte. Die wirksamen Bestandteile solcher Injektionen sind nicht das Blutplasma an sich, sondern die Antikörper resistenter Menschen oder Tiere. Manche Christen sind der Auffassung, sie könnten sich guten Gewissens solche Präparate injizieren lassen, da Antikörper aus dem Blut einer Schwangeren bekanntlich auch in das Blut des Kindes im Mutterleib übergehen. Darauf wurde inden "Fragen von Lesern" hingewiesen wie auch auf die Tatsache, daß etwas Albumin von einer Schwangeren in das Kind gelangt.

Das halten viele für bemerkenswert, weil gewisse Impfstoffe, die nicht aus Blut hergestellt werden, eine relativ geringe Menge Plasmaalbumin enthalten können, das verwendet oder zugesetzt wird, um die Bestandteile des Medikaments zu stabilisieren. Gegenwärtig ist auch in Präparaten des synthetischen Hormons EPO (Erythropoetin) eine geringe Menge Albumin enthalten. Einige Zeugen Jehovas haben sich EPO injizieren lassen, weil es die Produktion roter Blutkörperchen beschleunigen kann, so daß sich Ärzte gegebenenfalls nicht mehr genötigt sehen, eine Bluttransfusion zu geben.

Es ist durchaus möglich, daß in Zukunft weitere Präparate zur Anwendung kommen, die eine vergleichsweise geringe Menge Albumin enthalten, da pharmazeutische Unternehmen neue Produkte entwickeln oder die Zusammensetzung vorhandener ändern. Christen könnten sich deshalb informieren, ob Albumin Bestandteil eines Impfstoffs oder eines anderen Präparats ist, das ein Arzt empfiehlt. Falls sie sich unsicher sind, ob es Albumin enthält, beziehungsweise Grund zu der Annahme haben, daß das der Fall ist, können sie ihren Arzt fragen.

Wie bereits erwähnt, haben viele Zeugen Jehovas keine Einwände gegen ein Präparat, das eine geringe Menge Albumin enthält. Jeder, der sich gründlicher mit der Materie beschäftigen möchte, sollte sich, bevor er eine persönliche Entscheidung trifft, noch einmal mit den Informationen befassen, die in den "Fragen von Lesern" im Wachtturm vom 1. Juni 1990 dargelegt wurden.

Wachtturm, 1. Oktober 1994, Seite 31

Mia erhält eine Bluttransfusion - Injektion klingt besser!

Die Ärzte beschlossen, andere Behandlungsmethoden anzuwenden. Man entzog dem Blut Plasma und entfernte auf diese Weise Antikörper, die die Blutzellen und das Nierengewebe angriffen. Dann verabreichte man mir Ringer-Lösung und Albumin. Ich hatte mit den Ärzten zuvor über diese Behandlung gesprochen und ihnen schriftlich mein Einverständnis dazu gegeben.

Erwachet!, 22. Februar 1995, Seite 21

Beachte die unterschwellige Botschaft, daß dem Krankenhaus das schriftliche Einverständnis gegeben wurde, das Blutprodukt - Albumin - zu geben.

Mitglieder von Krankenhausverbindungskomitees geschult, die Botschaft auszusenden: Wir verwenden Albumin!

Seminare, die das Verhältnis zwischen Ärzten und Jehovas Zeugen verbessern

Die Mitglieder des Verbindungskomitees sind geschult worden, viele allgemeine Fragen von Krankenhäusern und Ärzten und mitunter von Zeugen selbst zu beantworten. Dazu kann die Frage gehören, ob die Verabreichung von Immunglobulin oder Albumin, die Verwendung von Kryopräzipitat oder der Einsatz von medizinischen Verfahren wie Hämodilution, extrakorporaler Kreislauf, Cell Saver oder Hämodialyse akzeptabel ist.

Erwachet!, 22. März 1995, Seite 20

Beachte: Die medizinischen Techniken Hämodilution, extrakorporaler Kreislauf und die Verwendung von Cell Saver sind alles Formen der Eigenbluttransfusion.

Zeugen haben immer noch nicht verstanden!

Lebensbedrohliche Krankheit Ich schreibe wegen des Artikels "Ärzte gewannen durch meine lebensbedrohliche Krankheit neue Kenntnisse" [22. Dezember 1995]. Wird Erythropoetin nicht mit einem geringen Anteil Albumin, einem Plasmaprotein, gepuffert?

R.P., Vereinigte Staaten

Mitunter ist das der Fall, und jeder Christ muß selbst entscheiden, ob er Medikamente mit geringen Mengen Albumin akzeptiert oder nicht. Eine ausführliche Abhandlung zu diesem Thema ist in den "Wachtturm"-Ausgaben vom 1. Oktober 1994 und 1. Juni 1990 zu finden (Red.).

Erwachet!, 8. November 1996, Seite 30

Man beachte, wie die WTG EPO (Erythropoetin) bei "Medikamenten mit geringen Mengen Albumin" einreiht. Das ist nicht mehr als eine Worthülse, der Versuch, die Tatsache zu verbergen, daß die Zeugen vier der neun gebräuchlichsten Bluttransfusionen annehmen, und daß Albumin wohl kaum ein Nebenbestandteil des Blutes ist, wenn sein Volumen im Blut 2,2% im Vergleich zu den von der WTG verbotenen Komponenten wie weiße Blutkörperchen (1%) und Blutplättchen (0,17%) beträgt.

So schwierig es auch für Zeugen zu akzeptieren ist, die WTG hat dir die Erlaubnis erteilt, zahlreiche Blutprodukte zu verwenden. Wenn der Gebrauch von Blut wirklich verkehrt ist, wie die Wachttum-Gesellschaft ständig argumentiert, warum ist dann die Verwendung von Albumin zulässig? Und weiter: Das Verbot von Albumin war 37 Jahre lang in Kraft. War das ein Verbot von Menschen oder von Gott? Wenn es von Gott kam, warum hat dann die WTG ihre Politik geändert? Und wenn es von Menschen kam, wie kann dann Gott die Wachtturm-Gesellschaft lenken? Millionen erwarten von der Wachtturm-Gesellschaft im Grunde einen medizinischen Rat zur Verwendung von Blutprodukten. Ist ihr Rat vernünftig?