2. Glaubensverfolgungen in der Geschichte

Eine christliche Glaubensgemeinschaft verweigerte sich dem nationalsozialistischen Staat bedingungslos: Die Zeugen Jehovas oder Ernste Bibelforscher, wie sie damals genannt wurden. Die in Deutschland 25.000 Mitglieder zählende christliche Religionsgemeinschaft wurde bereits 1933 verboten, etwa die Hälfte der Mitglieder setzte im Untergrund den "Verkündigungsdienst" fort. Die Zeugen Jehovas verweigerten den Heil Hitlergruß, Teilnahme an Aufmärschen, das Absingen des Deutschland- und Horst Wessel-Liedes, vor allem den Wehrdienst, Fahneneid und alle mit militärischen Einrichtungen zusammenhängenden Tätigkeiten.. Sie wurden deshalb von Anfang an durch das nationalsozialistische Regime unerbittlich verfolgt. Etwa 10.000 Zeugen kamen in Haft. Der religiöse Widerstand dieser kleinen Glaubensgemeinschaft , die 1936 und 1937 in großangelegten Flugblattaktionen die deutsche Bevölkerung über den verbrecherischen Charakter des NS-Staats aufzuklären suchte und sich dadurch über die Verteidigung ihrer religiösen Interessen hinaus gegen das Unrechtsregime engagierte, forderte 1.200 Todesopfer. Die Verfolgung der Zeugen Jehovas im "Dritten Reich" steht in der Tradition der Glaubensverfolgungen in der Geschichte. Dazu gehören die frühen grausamen Christenverfolgungen im polytheistischen Römischen Reich und unter den persischen Sasaniden, deren Staatsreligion der Zoroastrismus war. Später die Verfolgung von Christen, die sich gegen die Glaubenssätze (Dogmen) der ersten Konzilien der Reichskirche aufgelehnt hatten, (Arianer, Nestorianer, Monophysiten).

Die Verfolgungen der Juden als Religionsgemeinschaft in Europa im späten Mittelalter und ihre Vertreibung Ende des 15. Jahrhunderts aus Spanien, ist ein weiteres Beispiel von Religionsverfolgung. Auch die spanische Inquisition durch die katholische Kirche muß an dieser Stelle genannt werden. Die Verfolgung der christlichen Sekten vor und nach der Reformation durch die römisch-katholische Kirche, der Bogomilen, Waldenser, Albigenser, Täuferbewegung, Unitarier, Mennoniten, Quäker, Methodisten zum Opfer fielen, setzte die Geschichte der Religionsverfolgung fort. Seit dem 17. Jahrhundert führte das zur Auswanderung zahlreicher Glaubensgemeinschaften nach Amerika.